Besuch meines Patenkindes in Nepal

Meine erste Reise nach Nepal ... das erste Mal in Asien überhaupt ... und das erste Treffen mit meinem Patenkind Anjali, das war aufregend. Schon als ich mich im Juli 2013 entschloss mit nach Nepal zu reisen, war ich sehr gespannt auf die Reise und fieberte auf den Februar hin. Es kam mir so lange vor und auf einmal war der Tag der Abreise da.


Die ersten Eindrücke in Nepal waren die unterschiedlichen Gerüche in der Luft und die vielen Schlaglöcher auf den Straßen. Am Flughafen wurden wir von Balkrishna und Radheshyam abgeholt und in unser Guesthouse gebracht. Beide haben uns die nächsten zwei Wochen begleitet. Da ein Bericht über die gesamten zwei Wochen den Rahmen sprengen würde, konzentriere ich mich in meinem Bericht nun auf die Begegnungen mit meinem Patenkind Anjali, welche ich seit 2011 unterstütze.


Noch am ersten Abend im Guesthouse sortierten wir die mitgebrachte Patenpost nach Schulen, um sie in den nächsten Tagen verteilen zu können. Leider bekamen nicht alle Kinder Post, daher nahmen wir für sie kleine Mitbringsel mit.


Am ersten Tag ging es hoch zur Schule in Chaling. Dort wollten wir die Patenpost verteilen. Aufgrund des schlechten Wetters waren an diesem Tag nicht so viele Kinder in der Schule, sodass wir die Aktion verschoben und uns kurz entschlossen auf den Weg nach Kharipati machten. Dort geht auch Anjali zur Schule und ich sah sie nun früher als erwartet. Die Schülerinnen und Schüler wurden aus ihren Klassen geholt und konnten ihre Post in der Schulbücherei entgegennehmen. Schon von weitem sah ich Anjali mit einer Freundin kommen. Als sie vor mir stand, war ich wahrscheinlich genauso nervös wie sie. Da Anjali sehr schüchtern und zurückhaltend ist, ging sie erst mal mit ihrer Freundin Muna rein, damit diese ihre Post entgegennehmen konnte. Ich hatte Anjali ein englischsprachiges Buch über Deutschland mitgebracht, durch das wir dann langsam ins Gespräch kamen. Muna übernahm die Fragen, während Anjali uns beiden zuhörte. Danach bedeutete mir Anjali, ein Foto von Muna und ihr zu machen. Wir gingen dazu nach draußen, um uns gegenseitig zu fotografieren. Damit war dann auch schon unser erstes Treffen vorbei, denn die Kinder und Jugendlichen mussten wieder in ihre Klassen zurück. Das war nicht unser letztes Treffen, denn ich habe Anjali noch zuhause besucht.


Während dieses Treffens freuten sich natürlich auch die anderen Patenkinder über die viele Post und Kleinigkeiten, die ihre Paten ihnen geschickt hatten. Ein kleiner Junge kam angelaufen und zeigte mir stolz eine Postkarte auf der nur wenige Sätze standen. Er freute sich so sehr darüber und ließ mich die Sätze vorlesen. Das machte mir wieder deutlich, wie wenig es braucht, um den Kindern eine Freude zu bereiten. Umso trauriger war ich, als ich in die Gesichter der Kinder schaute, die keine Post bekamen. Sie waren voller Erwartung als sie aufgerufen wurden, aber als sie dann „nur“ die von uns mitgebrachten Bücher und andere Dinge bekamen, war ihnen die Enttäuschung und Resignation anzusehen. Daher kann ich an dieser Stelle einfach nur sagen, ein kleiner Gruß, ein paar Fotos aus Deutschland und die Kinder sind glücklich!


Zurück zu meinem Patenkind. Schon am nächsten Tag machten wir uns früh auf den Weg, um einige Patenkinder noch vor dem Aufbruch zur Schule besuchen zu können. Anjalis Haus lag als erstes auf dem Weg. Nach einem kleinen Anstieg waren wir schon da. Anjali war wieder sehr schüchtern, winkte mir aber mit der Hand, dass ich ihr ins Haus folgen sollte. Dort zeigte sie mir das Zimmer mit vier Betten, welches sie sich mit ihren Verwandten teilt. Ich übergab ihr meine Geschenke aus Deutschland, welche sie aber erst mal zur Seite stellte. Sie wollte sie in meinem Beisein nicht auspacken. Wir gingen wieder nach draußen und tranken einen Tee, während Anjali lieber drinnen blieb. Zum Abschied kam sie wieder raus und wir winkten uns noch mal zu, wir würden uns ja noch einmal wiedersehen.


Am Freitag der ersten Woche fuhren wir ein weiteres Mal nach Kharipati, da die Patenkinder  noch Briefe für ihre Paten schreiben wollten. Auch Anjali war da. Ich stellte es ihr frei, ob sie mir schreiben wollte oder nicht, schließlich stand ich ja neben ihr. Aber sie wollte mir gerne einen Brief schreiben. Zusammen mit Muna überlegte sie, was sie schreiben könnte, ich habe währenddessen die Klasse verlassen.  Als sie fertig waren, übergab Anjali mir einen ganz lieben Brief, den ich sofort lesen musste. Anjali hatte Muna erzählt, dass ich in einem Chor singe und nun sollte ich etwas vorsingen. Das kann ich ja gar nicht, ich singe schließlich in einem Chor, weil viele um mich herum mitsingen. Nachdem aber eine weitere Freundin mir zwei Lieder in Englisch und Nepalesisch vorgesungen hatte, kam ich nicht drumherum, ebenfalls zu singen. Ich wählte ein einfaches kurzes Lied, welches allen Mädchen – inzwischen waren es etliche plus Lehrer – gefiel!


Da ein geplanter Ausflug wegen anstehender Prüfungen ausfiel, war das meine letzte Begegnung mit Anjali. Es war sehr schön und ein einmaliges Erlebnis, welches ich so schnell nicht vergessen werde. Auch das Beisammensein mit den anderen Kindern und Jugendlichen wird lange in meinem Gedächtnis bleiben.


Meine Nepalreise war eine tolle Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte. Ich habe es - trotz zwischenzeitlicher Magenprobleme - keinen Tag bereut, diese Reise gemacht zu haben und werde sie sicher in ein paar Jahren wiederholen.
Nepal ist ein wundervolles Land ... Asien ist interessant ... und das erste Treffen mit meinem Patenkind war ein unvergessliches Erlebnis!

Nachtrag: An einem der letzten Tage wurden neue Patenkinder ins Patenschaftsprogramm aufgenommen. Schon Tage vorher, beim Besuch eines anderen Patenkindes, fiel mir ein kleines Mädchen auf, welches dort spielte. Ich begegnete ihr ein weiteres Mal, als wir in Kharipati waren. Sie war neugierig und beobachtete die Kinder, die ihren Paten Briefe schrieben. Zu meiner Überraschung war sie dann eines der Kinder, die ins Programm aufgenommen wurden. Da im Jahr 2015 eine Plan-Patenschaft enden wird, wollte ich gerne bei Saraswoti ein weiteres Kind unterstützen. Sabita wurde nun ein Jahr früher mein neues Patenkind. Sie ist ein nettes aufgewecktes Mädchen und ich freue mich sehr, sie in ihrer weiteren Schullaufbahn zu unterstützen.

Leider bekam ich im November 2014 die traurige Nachricht, dass Anjali die Schule und ihren Wohnort verlassen hat. Somit endet ihre Patenschaft hier!